„Die heutige Anhörung hat gezeigt, dass beim digitalen Euro nach wie vor viele Fragen offen bleiben. Der konkrete Mehrwert eines digitalen Euros für den Ottonormalbürger ist noch immer nur schwer erkennbar. Der digitale Euro ist und bleibt eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Es gibt bisher kein Beispiel für eine digitale Zentralbankwährung, die sich in er Praxis bewährt hat“, so der CSU-Europaabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Markus Ferber, anlässlich der heutigen Expertenanhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments zum Kommissionsvorschlag für eine Rechtsgrundlage für den digitalen Euro.
Für Ferber ist klar: „Es reicht nicht auf die Bedeutung von Zentralbankgeld im digitalen Zeitalter oder auf schwammige Konzepte wie ‚strategische Autonomie‘ und ‚monetäre Souveränität‘ zu verweisen. Solche hochtrabenden Überlegungen interessieren den Bürger nicht, solange nicht klar ist, welchen Mehrwert ein digitaler Euro im Alltag bringt.“
Leistungsfähige Zahlungssysteme in Europa:
Der CSU-Finanzexperte betont: „Dass es Zweifel am Nutzen eines digitalen Euro gibt, liegt auch daran, dass wir in Europa bereits heute leistungsfähige Zahlungssysteme haben. Wenn Sofortüberweisungen bald der neue Standard sind, gibt es keine offensichtliche Lücke, die ein digitaler Euro schließen muss. Wenn das einzige Ziel darin besteht, bestehende Systeme zu duplizieren, ist wenig gewonnen.“
Auswirkungen auf den Bankensektor:
Gleichzeitig warnt Ferber vor den möglichen Folgen für den Bankensektor: „Ein digitaler Euro kann auch Finanzstabilitätsimplikationen haben, wenn dem Bankensektor plötzlich Milliarden an Einlagen entzogen werden. Wir müssen sehr genau aufpassen, dass ein digitaler Euro nicht die Kreditvergabe beeinträchtigt oder zum Risiko für die Finanzstabilität wird.
Chancen einer digitalen Währung nicht genutzt:
Ferber kritisiert ebenfalls, dass der digitale Euro vor allem für Retail-Zahlungen zum Einsatz kommen wird: „Der wirkliche Mehrwert digitaler Währungen liegt in Industrieanwendungen, nicht im Retail-Zahlungsverkehr. Hier sind die bisherigen Vorschläge für einen digitalen Euro schwach.“ Für den Europaabgeordneten ist deswegen klar: „Im Gesetzgebungsprozess dürfen wir nicht die Türen für spätere Upgrades und neue Funktionalitäten schließen. Es muss darum gehen, die Chancen einer digitalen Währung zu erschließen.“
Kein Ersatz für Bargeld:
Ein Aspekt ist dem Europaabgeordneten ganz besonders wichtig: „Der digitale Euro kann Bargeld zwar ergänzen, darf es aber nicht ersetzen - daran kein Zweifel aufkommen. Bargeld wird auch in Zukunft gebraucht werden. Deshalb ist es vernünftig, den Vorschlag zum Thema Bargeld zu priorisieren.“