Das Europäische Parlament fordert weitere Hilfsmassnahmen für Milchbauern. Eine Mehrheit der Europaabgeordneten sprach sich heute dafür aus, dass die Europäische Union bis Februar 2010 Butter und Milchpulver aufkauft, um ein weiteres Absinken des Milchpreises zu verhindern. Der Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Markus Ferber, begrüsste diesen Schritt, forderte angesichts der dramatischen Lage auf dem Milchmarkt aber weitere Hilfsmassnahmen für den Milchsektor.
„Ankäufe von Butter und Milchpulver zur Stützung des Milchpreises sind wichtig zur Stabilisierung des Milchmarktes, aber sie lösen das Problem nicht. Die EU-Kommission muss weitere Massnahmen auf den Tisch legen, um den Preisverfall bei der Milch zu stoppen. Ansonsten steht die Existenz vieler bäuerlicher Familienbetriebe auf dem Spiel“, so Ferber.
Die Haltung der EU-Agrarkommissarin Fischer Boel bezeichnete Ferber als „zu zögerlich“. Fischer Boel hat heute morgen im Plenum des Europäischen Parlaments angekündigt, am Auslaufen der Milchquote festhalten zu wollen. Zwar sollen die Mitgliedstaaten in die Lage versetzt werden, Landwirte kurzfristig zu unterstützen. „Hilfen einzelner Mitgliedstaaten lösen aber nicht das gesamteuropäische Problem des massiven Preisverfalls bei der Milch“, so Ferber. Nötig sei unter anderem die verstärkte Beimischung bei Lebensmitteln oder die Zugabe von Milchpulver bei Tierfutter.
Die dramatische Lage auf dem Milchmarkt verdeutlichen die jüngsten Berechnungen der EU-Kommission. Danach ist der Milchpreis in der gesamten Europäischen Union von rund 30 Cent pro Liter im Mai 2008 auf 24 Cent im Mai 2009 gefallen. In Deutschland lag der Milchpreis im Mai 2009 mit 22 Cent sogar unter diesem europäischen Mittelwert. Noch deutlicher wird der Preisverfall bei einem Vergleich zwischen dem ersten Quartal 2009 und dem vierten Quartal 2007. Danach sanken laut EU-Kommission in diesem Zeitraum in Deutschland die Preise von Rohmilch um 39 Prozent und von Butter gar um 43 Prozent. Ferber: „Bei diesem Preisverlust können bäuerliche Familienbetriebe, wie es sie gerade in Bayern gibt, nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Weitere Stützungsmassnahmen für die Milchwirtschaft sind unerlässlich, um einen Kollaps der bäuerlichen Landwirtschaft zu verhindern!“