„Die Krise hat dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Kapitalreserven aufgezehrt haben. Unternehmen müssen sich in der Krise am Kapitalmarkt finanzieren können und Anleger Zugang zu attraktiven Anlageprodukten haben. Mit der heutigen Abstimmung leisten wir einen kleinen Beitrag dazu“, kommentiert der CSU-Europaabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Markus Ferber die heutige Abstimmung im Plenum des Europäischen Parlaments über die zielgerichteten Anpassungen an der Finanzmarktrichtlinie MiFID II.
Bürokratieabbau für Profi-Investoren:
Der Finanzexperte betont: „Es geht nicht darum, den Verbraucherschutz für Privatanleger runterzuschrauben, sondern den Handel zwischen Finanzinstitutionen zu erleichtern und damit die europäischen Finanzmärkte effizienter und liquider zu machen.“ Die bisherigen Bestimmungen im Anlegerschutz in der Finanzmarktrichtlinie MiFID II sind laut Ferber oft nicht zielgenau und nicht für das Zeitalter der Pandemie ausgelegt: „Wir differenzieren im Moment noch nicht einmal, ob eine Wertpapierfirma mit einem Kleinanleger oder mit Goldman Sachs interagiert“, fasst Ferber die derzeit unbefriedigende Situation zusammen. „Mit dieser Überarbeitung bringen wir ein kleines bisschen mehr Verhältnismäßigkeit in die Finanzmarktregulierung. Einfachere Regeln für Profi-Anleger helfen am Ende auch Unternehmen bei der Unternehmensfinanzierung“, so Ferber, der die Überarbeitung des Regelwerks im Europäischen Parlament federführend verhandelt hat.
„Dass Anleger heute am Telefon nur mühsam Anlageentscheidungen treffen können, weil man die Kosteninformationen nicht auf elektronischem Wege zustellen darf, war schon vor der Krise nicht zeitgemäß. In Zeiten der Pandemie ist es Anachronismus. Mit der MiFID-Anpassung bringen wir die Anlageberatung ins 21. Jahrhundert“, so Ferber.
Märkte für Warenderivate:
Der zweite Teil des Pakets beschäftigt sich mit den Märkten für Warenderivate. Hier will der europäische Gesetzgeber Hindernisse aus dem Weg schaffen, um insbesondere neuen und innovativen Energiekontrakten zu helfen: „Wenn wir die internationale Rolle des Euros stärken und die Energiewende vorantreiben wollen, müssen wir sicherstellen, dass internationale Energiekontrakte in Euro gehandelt werden. Dafür haben wir heute einige Stolpersteine aus dem Weg geräumt“, so Ferber.
Irritiert zeigt sich Ferber von der Entscheidung der Grünen, diese Vorschläge abzulehnen: „Wer die Energiewende will und gleichzeitig gegen liquide und effiziente Energiemärkte stimmt, ist unglaubwürdig.“ Der CSU-Europaabgeordnete betont, dass die geplanten Anpassungen am Regime für Positionslimits in MiFID II vor allem denjenigen nützt, die Energie dezentral und nachhaltig erzeugen: „Mit den Anpassungen helfen wir dem kleinen Betreiber einer Windkraftanlage, der derzeit seinen Strompreis nicht absichern kann. Es geht hier nicht um Nahrungsmittelspekulation, sondern darum die Energiewende zu ermöglichen.“