„Wir wollten einen Marktstandard auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Bekommen haben wir einen Standard, der nach politischen Erwägungen zusammengezimmert wurde und vom Markt nicht akzeptiert wird. Der delegierte Rechtsakt gehört deswegen abgelehnt“, so der CSU-Europaabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Markus Ferber, anlässlich der heutigen Plenardebatte zum kontroversen delegierten Rechtsakt im Rahmen der Taxonomie zur nachhaltigen Finanzierung. Nach den Vorschlägen der Europäischen Kommission wäre es möglich, Gas und Kernenergie zu Finanzierungszwecken unter bestimmten Bedingungen als „nachhaltig“ zu klassifizieren.
Entsprechend hält der CSU-Finanzexperte auch das Argument, die Taxonomie werde gebraucht um Übergangstechnologien zu unterstützen nicht für überzeugend: „Es geht nicht um die Frage, ob man Gas und Kernenergie noch eine Weile braucht. Das ist unbestritten. Es geht allein darum, ob man diesen Technologien auch noch ein Nachhaltigkeitslabel verpassen sollte. Da sollte die Antwort ‚nein‘ lauten.“
Eine Frage der Glaubwürdigkeit:
Für Ferber ist die Abstimmung in dieser Plenarwoche auch eine Abstimmung über die Glaubwürdigkeit der Taxonomie insgesamt: „Wenn die Taxonomie nicht als glaubwürdig wahrgenommen wird, werden sich Marktteilnehmer abwenden und sich andere Standards suchen. An Nachhaltigkeitsdefinitionen herrscht kein Mangel. Wenn das geschieht, war die ganze regulatorische Agenda im Bereich nachhaltige Finanzierung für die Katz. Deswegen war es wichtig, dass wir heute ein Zeichen für eine glaubwürdige Taxonomie gesetzt haben.“
Kommissionsvorschlag ist paradox:
„Was die Europäische Kommission vorgeschlagen hat, ist geradezu paradox. Wenn jemand ein grünes Anlageprodukt erwirbt, tut er das sicher nicht, um damit in Gas und Kernkraft zu investieren. Der Kommissionsvorschlag beißt sich mit jedem rudimentären Verständnis von Nachhaltigkeit“, kritisiert Ferber.