Die EU-Kommission zieht in ihrem diesjährigen Fortschrittsbericht zur Türkei eine ernüchternde Bilanz. Der Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Markus Ferber, kommentierte die Vorstellung des Türkei-Berichts: „Der Fortschrittsbericht hat seinen Namen nicht verdient. Die Türkei gibt vor Vollmitglied der EU werden zu wollen, aber nähert sich kein bisschen den Spielregeln an.“
Ferber betonte, dass es nicht nur darum gehe, ob die Türkei fähig ist der EU beizutreten: „Ein Beitritt der Türkei wäre für die EU schwer zu verdauen und würde die wirtschaftliche und finanzielle Überforderung der EU auf ein Maß treiben, welche die Errungenschaften der Europäischen Integration der letzten 60 Jahre gefährden würde.“
„Das Festhalten der EU an der Beitrittsperspektive für die Türkei und das selbstverständliche Fortsetzen der Beitrittsverhandlungen wird noch zum Problem werden“, warnte der Europaabgeordnete.
Der großtürkische Kurs, den die Türkei mit strategischem Kalkül seit Jahren vorantreibt, ist erneut ein Exempel für die Abwendung von Europa. „Erdogans neue strategische Ausrichtung hat nicht mehr als oberstes Ziel den EU-Beitritt, sondern eine Türkei als Regionalmacht in den Fußstapfen des Osmanischen Reichs.“
EU-Beitritt Island
„Island ist sicherlich der Musterschüler der Krisenländer. Die Reformbereitschaft bei der Sanierung des maroden isländischen Finanzsektors ist beispielhaft. Island ist zurück am Kapitalmarkt.“ Der Europaabgeordnete warnte jedoch vor einer „Freibiermentalität“: „Island kann nicht darauf spekulieren nur die Vorteile hinsichtlich des europäischen Binnen- und Finanzmarktes bei einem Beitritt zu genießen, ohne die isländische Fischereipolitik den europäischen Regeln unterzuordnen.“